Wenn sich etwas ändern soll, muss man dem Naturverbrauch bepreisen, fordert Klimaforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker. Wieso er die Nachhaltigkeitsagenda nicht für nachhaltig hält und es kindisch ist, sein Glück nur durch Besitzvolumen zu definieren, darüber spricht der Eröffnungsredner in Fresach in einem Interview mit dem Magazin „Die Wirtschaft“.

Die Wirtschaft: Sie waren Präsident des Club of Rome, Klimaforscher und studierter Physiker. Stellt sich der Klimawandel für einen Naturwissenschaftler anders dar als für die Politik, die gewisse Probleme damit zu haben scheint, wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen?

Weizsäcker: Ein Physiker weiß etwas, worauf die Klimaskeptiker immer wieder hinweisen. Nämlich, dass es auch schon vor Millionen von Jahren drastische Klimaveränderungen gegeben hat. Was die Skeptiker aber nicht wissen, ein Physiker aber schon, ist, dass wir über die periodische Warmzeit hinaus eine zusätzliche Erwärmung verzeichnen.

Die Wirtschaft: Die Wissenschaftler sind sich in diesem Befund ja sehr einig, und die Erkenntnis ist nicht gerade neu. Sie saßen selbst für die SPD im deutschen Bundestag, kennen das System also auch von innen. Woran liegt es, dass so wenig vo­rangeht?

Weizsäcker: Wenn ich böse bin, sage ich: an den Wählern. Sie wollen, dass es bequem ist, und sie denken, dass es unbequem wäre, wenn es stimmt, was die Klimaforscher sagen. Zudem muss die Politik auch jene berücksichtigen, die Geld mit dem Verbrauch natürlicher Ressourcen verdienen. Alles umzukrempeln und zum Beispiel der Industrie zu sagen: Auf die Art werdet ihr kein Geld mehr verdienen, das gehört der Vergangenheit an, ist politisch fast unmöglich. Man muss also Kompromisse finden, und das macht langsam. >> Hier geht’s weiter mit dem Interview.

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