Werte stets neu erarbeiten

Ein Interview mit dem Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter

Herr Bürgermeister Manzenreiter: 2015 organisiert der Verein Denk.Raum.Fresach erstmals die „Europäischen Toleranzgespräche“ in Anwesenheit international anerkannter Schriftsteller, Denker und Philosophen. Die Stadt Villach hat spontan Ihre Unterstützung zugesagt. Was ist Ihre Motivation?

In einer Zeit, in der viele Menschen Orientierung suchen, weil so Vieles in Frage gestellt wird, schätze ich die Arbeit des Vereins Denk.Raum.Fresach, die auch sehr stark nach Villach ausstrahlt, ganz besonders.

Kärnten war in der Vergangenheit nicht immer ein Vorbild in Fragen der Toleranz und Integration. Zwangsdeportationen, Aussiedlungen, ethnische Säuberungen oder zuletzt der inhumane Umgang mit Flüchtlingen. Was müssen wir tun, damit solche Dinge bei uns nicht mehr passieren?

Es gibt keine Sicherheit für alle Zukunft, und daher ist der stetige Kampf für ein gerechtes und tolerantes Gesellschaftssystem unbedingt notwendig. Die Europäischen Toleranzgespräche leisten dafür einen sehr wertvollen Beitrag.

Toleranz und Integration sind heute vielstrapazierte Forderungen des politischen Establishments. Wenn es aber in der Praxis darum geht, diese Werte zu leben, dann gibt es Widerstand und Proteste quer durch Europa. Wie weit kann Toleranz und Integration aus politischer Sicht gehen?

Es ist ein permanentes Wechselspiel, bei dem die Werte, die in der Menschenrechtskonvention verankert sind und zu denen sich Europa bekennt, stets aufs Neue erarbeitet werden müssen.

Villach war schon immer ein Knotenpunkt unterschiedlicher Kulturen und Sprachen. Villach war aber auch immer ein Ort der Begegnung und des Handels. Was muss Villach, was muss Kärnten Ihrer Meinung nach tun, um diese wichtige wirtschaftliche und politische Rolle in Zukunft wieder zu spielen?

Ich persönlich bin der Meinung, dass durch die Europäische Union und die offenen Grenzen völlig neue nachbarschaftliche Beziehungen entstanden sind, die Hoffnung für die Zukunft geben. Was unbedingt notwendig ist, und da befindet sich Villach auf einem sehr guten Weg, ist die entsprechende wirtschaftliche Entwicklung, um der Jugend die Chance auf Jobs zu geben.

Zu Ihrem persönlichen Engagement: Sie sind einer der längstdienenden Bürgermeister des Landes, seit 28 Jahren führen Sie die Stadt Villach – und das überaus erfolgreich. Was ist Ihnen in dieser Zeit am besten gelungen, und was denken Sie, wird von der ÄRA Manzenreiter übrig bleiben?

Es ist in Villach in den letzten Jahren Sensationelles gelungen, Villach ist auf eine ganz neue wirtschaftliche Basis gestellt worden. Und wenn übrig bleibt, dass die Villacherinnen und Villacher sagen, das waren glückliche Jahre für die Stadt, dann erfüllt mich das mit großer Zufriedenheit.

Herr Bürgermeister, Vielen Dank für das Gespräch.

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